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Titel
Imperator und Pontifex. Forschungen zum Verhältnis von Kaiserhof und römischer Kurie im Zeitalter der Konfessionalisierung (1555–1648)


Autor(en)
Koller, Alexander
Erschienen
Münster 2012: Aschendorff Verlag
Anzahl Seiten
494 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Alois Steiner

Die vorliegenden 24 Studien befassen sich mit den Beziehungen zwischen der römischen Kurie und dem Kaiser in den krisenhaften Jahrzehnten zwischen dem Augsburger Religionsfrieden 1555 und dem Ende des Dreissigjährigen Krieges 1648. Im Herbst 2010 wurden diese Studien von der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien als Habilitationsleistung anerkannt.

Der Verfasser arbeitete längere Zeit am Deutschen Historischen Institut in Rom, wo er mit der Publikation von Nuntiaturakten des 16. und 17. Jahrhunderts beschäftigt war. Neben der Bereitstellung von Quellen hat der Verfasser sich immer wieder bemüht, Arbeiten über die wesentlichen Aspekte der Beziehungen zwischen Kaisertum und Papsttum im Zeitalter der Konfessionalisierung zu verfassen. Aus der Sicht der römischen Kurie befand sich das Reich in den Jahrzehnten um 1600 im Zustand der Anarchie. Neben den grossen antirömischen konfessionellen Bewegungen, dem Luthertum und dem Calvinismus, wussten die Nuntien und Legaten von zahlreichen Sektenbildungen zu berichten. Um die Missstände im Reiche zu beseitigen, forderte die Kurie als Hauptziel die Restaurierung der katholischen Religion als unabdingbares Fundament der Gesellschaft. Die Kaiserwürde musste fest im katholischen Lager verbleiben, und die Stärkung der kaiserlichen Autorität war unverzichtbar.

Von den Arbeiten befassen sich dreizehn mit dem Verhältnis von Kaiser und Papst, vier mit den Beziehungen zwischen Rom und den habsburgischen Erbländern und sieben mit den päpstlichen Nuntien im Reich. Hier ist für die Schweiz die Beschreibung des Nuntius Bartolomeo Porzia von Interesse, der schon einige Male mit schweizerischen Angelegenheiten zu tun hatte (vgl. 302ff, Urban Fink, Die Luzerner Nuntiatur 1586–1873, Luzern 1997, 39 und 48).

Die ständige und effizient arbeitende Einrichtung der päpstlichen Vertretung am Kaiserhof seit dem 16. Jahrhundert hatte auf der kaiserlichen Seite keine Entsprechung. Der Kaiser griff immer wieder auf Italiener bzw. Römer zurück. Wichtige kaiserliche Repräsentanten waren etwa der kaiserliche Botschafter, die vom Kaiser nominierten Rotarichter und die Kardinalprotektoren für das Reich und die habsburgischen Erbländer. Die Ungleichheit wirkte sich auch auf die meist fehlenden Publikationen aus dieser Sicht aus. Die kaiserliche Repräsentanz in Rom ist nicht so gut erforscht wie umgekehrt die päpstliche Diplomatie am Kaiserhof der Frühen Neuzeit.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts verengte sich der Wirkungskreis der Nuntien. Es gab nach dem Tridentinum eine Verschiebung der Gewichte zugunsten konfessioneller Fragen. Die venetianische Gesandtschaft erwies sich besonders auf den Friedensverhandlungen von Münster und Osnabrück als flexibler als die päpstliche Diplomatie. Die frühere Geschichtsforschung sah seit 1648 eine starke Verminderung des Einflusses der päpstlichen Diplomatie, während neuere Forschungen das relativieren. Fabio Chigi war der päpstliche Chefdiplomat, weilte er doch zwölf Jahre an der Kölner Nuntiatur. Es gelang ihm, weiter als Friedensvermittler tätig zu sein, allerdings nur zwischen katholischen Mächten. Die Möglichkeiten und Grenzen kurialer Mediation wurden am Ende des konfessionellen Zeitalters sichtbar.

Zitierweise:
Alois Steiner: Rezension zu: Alexander Koller, Imperator und Pontifex. Forschungen zum Verhältnis von Kaiserhof und römischer Kurie im Zeitalter der Konfessionalisierung (1555–1648), Münster, Aschendorff, 2013. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 107, 2013, S. 432-433.